Bienensegen

Bienen waren wegen ihrer Honigproduktion seit jeher wertvolle und geschätzte Tiere. Kein Wunder, dass man sich sehr darum bemüht hat, ihren Fortbestand zu sichern, und so haben sich unsere Vorfahren sogar Beschwörungsformeln oder Segenssprüche ausgedacht, um die Bienen am Haus zu halten oder Schwärmer zum Niedersitzen zu bewegen.

Lorscher Bienensegen, 10. Jahrhundert:

Kirst, imbi ist hûcze
Nû fluic dû, vihu mînaz, hera
Fridu frôno in godes munt
Heim zi comonne gisunt
Sizi, sizi, bîna
Inbôt dir sancte Maria
Hurolob ni habe dû
Zi holce ni flûc dû
Noh dû mir nindrinnês
Noh dû mir nintuuinnêst
Sizi vilu stillo
Uuirki godes uuillon

Übertragung:

Krist, die Imme ist heraußen!


Nun flieg her, mein Tier!
Im Frieden des Herrn, im Schutze Gottes


komm gesund heim!
Sitze, sitze, Biene!


Das gebot dir Sankta Maria.
Urlaub nicht hast du,


zum Wald nicht flieg' du!
Du sollst mir nicht entrinnen


noch entwischen!
Sitze recht stille!
Wirke Gottes Wille.


Anmerkung:
Die altdeutsche Handschrift befindet sich im Vatikan in Rom. In alten lateinischen Bienensegen heißen die Bienen "Mägde Gottes, die ihr für das Wachs wirket zum Dienste Gottes". "Gottes Willen" ist also eine Umschreibung für "Wachs".

Es gibt auch einen Bienensegen, daß Josef als Frühlingsheiliger den Bienen ihren Flug wieder möglich mache.

"Josef klar,
Gibt ein gutes Honigjahr."
"Ist's am Josephitag schön
Wird ein gutes Jahr man sehn."

Quelle: Heilige im Südtiroler Volksleben, Hans Matscher, Brixen 1961, S. 17ff